Lilith im Gilgamesch Epos

Das Gilgamesch-Epos ist ein episches Gedicht, das in Mesopotamien im alten Orient zwischen dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. entstanden ist. Es ist eines der ältesten literarischen Werke der Menschheit und wurde in verschiedenen Sprachen und Dialekten des Alten Orients auf Tontafeln in Keilschrift geschrieben.

Die ältesten Textzeugnisse stammen aus der Zeit der 3. Dynastie von Ur, etwa zwischen 2100 und 2000 v. Chr. Die heute bekannte Fassung des Epos stammt aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. und ist in akkadischer Sprache verfasst. Der Autor des Gilgamesch-Epos ist unbekannt. Es wird vermutet, dass das Epos von verschiedenen Autoren über einen langen Zeitraum hinweg verfasst wurde.

Das Gilgamesch-Epos erzählt die Geschichte des Königs Gilgamesch von Uruk, der sich auf die Suche nach Unsterblichkeit begibt. Das Epos ist ein komplexes und vielschichtiges Werk, das sich mit grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins auseinandersetzt. Es thematisiert Themen wie die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Angst vor dem Tod und die Bedeutung der Freundschaft.

Lilith wird im Gilgamesch-Epos als eine wilde und gefährliche Dämonin beschrieben, die Männer zu töten und Frauen zu verführen sucht. Sie ist eine Gegenspielerin der Göttin Inanna und wird von dieser als Bedrohung für die Stadt Uruk angesehen.

In der Episode des Huluppu-Baums versucht Inanna einen Baum zu fällen, der in der Nähe von Uruk wächst. Der Baum ist von drei Dämonen bewohnt: dem Anzu-Vogel im Wipfel, der Schlange in den Wurzeln und Lilith im Stamm. Inanna gelingt es, den Anzu-Vogel und die Schlange zu besiegen, aber Lilith kann sie nicht vertreiben. Gilgamesch kommt zu Hilfe und besiegt Lilith und vertreibt sie aus dem Baum. Diese Episode kann als Darstellung des Kampfes zwischen dem Licht und der Dunkelheit, dem Guten und dem Bösen verstanden werden.

Lilith wird als Symbol für die dunkle Seite der weiblichen Sexualität und die Angst vor dem Tod gesehen. Sie ist unabhängig und selbstbestimmt und stellt damit eine Bedrohung für die patriarchale Ordnung dar. Sie ist auch eine Beschützerin der Frauen, die sich gegen die Unterdrückung durch die Männer erhebt.

Gilgamesch steht für das männliche Prinzip, das hier über Lilith als die Vertreterin des weiblichen Prinzips obsiegt und damit die dunkle Seite der weiblichen Sexualität in Harmonie bringt.

Die Beschreibung von Lilith im Gilgamesch-Epos hat einen großen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Lilith-Mythos. In der jüdischen und christlichen Tradition wird Lilith oft als eine Dämonin dargestellt, die Männer in ihren Bann zieht und Männer, aber auch Frauen und Kinder in den Tod reißt.

Für mich ist Lilith eine faszinierende Figur. Sie ist ein Symbol für die Auseinandersetzung und Reflektion über so spannende Themen wie Weiblichkeit, die Angst vor dem Tod und dem Kampf zwischen dem Licht und der Dunkelheit.

In der heutigen Zeit wird Lilith auch als Beschützerin der Frauen gesehen. Sie ist eine starke und unabhängige Frau. Lilith ist ein Symbol für weibliche Selbstbestimmung und Feminismus. Für Frauen, die sich von der patriarchalen Ordnung unterdrückt fühlen, kann Lilith eine Quelle der Inspiration sein.

Für mich ist ein patriarchales System durch männliche Prinzipien der Macht und Dominanz gekennzeichnet. Unstreitig ist es ein Gesellschaftssystem, in dem Männer die dominierende Rolle spielen. Tatsächlich dominieren die Mächtigen aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer! Damit kann Lilith auch für Männer ein Vorbild sein, die sich für ihre Rechte einsetzen und ein selbst bestimmtes Leben führen wollen.

Warum verlässt Lilith das Paradies?

Angeregt durch einen Kommentar einer Leserin, die sich eine Lilith wie auf dem ersten Bild dargestellt, d.h. mit Pudelmütze nicht vorstellen kann, ergänze ich hier ein paar Gedanken zu Lilith. Und natürlich ist Lilith nicht die „Dunkle“ und Eva die „Helle“, sondern beide Personen haben beides in sich.

Beim Aussuchen des ersten Bildes mit einer „Lilith“ wollte ich meinem Gefühl Ausdruck verleihen, das ich beim Nachdenken über den Anfang der Geschichte empfunden hatte: Ich habe ein Bild ausgesucht, das eine Frau von hinten zeigt, wie sie in den Wald geht. Lilith hat den Garten Eden und ihren Adam verlassen. Ob freiwillig, aus eigenem Antrieb – oder aus Not und mit Zwang soll an dieser Stelle erst mal keine Rolle spielen. Darauf komme ich bestimmt in einem extra Post zu sprechen.

An dieser Stelle ist mir wichtig, dass Lilith sich von allem getrennt hat, was sie kannte. Sie hat alles hinter sich gelassen und ist alleine in die Fremde gezogen. Vor ihr lag nur das große Unbekannte. Warum tut sie das? War sie zu stolz, um sich Adam und den von Gott gegebenen Regeln anzupassen? Gab es keine Alternative, keinen Kompromiss?

Wie groß muss ihr Mut oder die Verzweiflung gewesen sein? Und auch sie wird sich eine Leben im Paradies und mit Adam anders oder vielleicht sogar richtig gut vorgestellt haben. Möglicherweise hat sie alles in ihrer Macht stehende dafür getan, dass sie gleichberechtigt im Paradies bleiben darf. Wäre das nicht wahrscheinlich?

Und selbst wenn Lilith die super starke Amazone gewesen sein sollte, als die sie auch dargestellt wird – natürlich ohne Pudelmütze. Sie hat bestimmt gelitten unter der Situation. Vielleicht auch unter der Ungerechtigkeit. Die Schuld ist ja ihr zugeschoben worden. Als Strafe ist sie verunglimpft worden als mordlustige Dämonin.

Aber wenn – wie ich eher vermute – Lilith doch nicht die ganz so starke Frau gewesen ist, um wie viel stärker hat sie dann gelitten? Dabei wollte sie doch nur gleichberechtigt an der Seite ihres Mannes stehen. Und auch die von Gott geschickten Engel können sie nicht umstimmen. Und so kommt die unvermeidbare Trennung.

Aus heutiger Sicht ist die ganze Geschichte natürlich aus vielen Gründen kritisch zu sehen. Überdeutlich werden hier ein von Männern dominiertes Weltbild und patriarchalische Macht Strukturen befördert. Als Alternative stellen wir uns mal vor, die Engel hätten dafür gesorgt, dass sich Lilith und Adam an einen Tisch gesetzt hätten und erst wieder davon hätten aufstehen dürfen, wenn ein Kompromiss gefunden worden wäre.

Eva als Urmutter und Verführerin?

Eva wird als die erste Frau Adams und die Mutter aller Menschen angesehen. Die Geschichte von Eva wird in der Bibel und in anderen religiösen Schriften erzählt.

Nach der biblischen Erzählung im 1. Buch Mose wurde Eva von Gott aus einer Rippe Adams erschaffen. Sie wurde von Gott an die Seite von Adam in den Garten Eden gesetzt, wo sie mit ihm in Frieden und Harmonie leben sollte.

Nachdem Adam mit seiner ersten Frau Lilith nicht leben wollte, hatte er sich bei Gott seine Eva nach seinen Vorstellungen backen, nein aus seiner der Rippe schnitzen lassen. Und so waren Adam und Eva sehr glücklich im Garten Eden. Aber sie sündigten, indem sie von dem Baum der Erkenntnis aßen. Als Strafe wurden sie aus dem Garten Eden verbannt und die Menschheitsgeschichte nahm ihren Lauf.

Eva und Adam hatten viele Kinder und Enkelkinder. Sie sind die Vorfahren aller Menschen, die heute auf der Erde leben.

Eva ist eine wichtige Figur in den alten Schriften. Sie ist ein Symbol für die Frau und ihre Beziehung zu Gott. Sie ist auch ein Symbol für die Hoffnung, dass die Menschheit trotz ihrer Sünde wieder in Harmonie mit Gott und der Natur leben kann.

Eva scheint das Gegenteil einer starken und unabhängigen Frau zu sein. Oder ist sie doch ein eigenständiger Charakter?

Eva ist nicht nur die Mutter aller Menschen, sondern auch ein Symbol für die Frau und ihre Rolle in der Gesellschaft. Zumindest so, wie eine überwiegend von Männern domminierte Welt es gerne sehen würde. Eva wirkt da eher blass, unterwürfig und angepasst. Damit ist Eva der Gegenentwurf zu jeder emanzipierten Frau.

Adam als Urvater des schwachen Geschlechts?

Adam wird als erster Mensch und Stammvater der Menschheit angesehen. Die Geschichte von Adam wird in der Bibel und in anderen religiösen Schriften erzählt.

Nach der biblischen Erzählung im 1. Buch Mose wurde Adam von Gott aus Erde erschaffen und mit dem Lebensatem belebt. Er wurde in den Garten Eden gesetzt, wo er in Frieden und Harmonie mit Gott und der Natur leben sollte. Von einer Frau war in der Bibel am Anfang noch keine Rede. Sollte sich „Frieden und Harmonie“ und eine Frau etwa gegenseitig ausschließen?

Adam wurde erst später eine Frau geschaffen, Eva. Adam und Eva waren angeblich sehr glücklich im Garten Eden, aber sie sündigten, indem sie von dem Baum der Erkenntnis aßen. Als Strafe wurden sie aus dem Garten Eden verbannt.

Lilith kommt hier gar nicht vor. Das ist befremdlich, weil Lilith doch die erste Frau an Adams Frau gewesen ist. Während Lilith wie Adam aus Lehm geschaffen worden ist, wurde Eva später aus seiner Rippe gebildet.

Adam ist eine wichtige Figur in den alten Schriften. Er wird als Symbol für die Menschheit und ihre (gute) Beziehung zu Gott dargestellt. Er wird auch gerne als Symbol für die Hoffnung, dass die Menschheit trotz ihrer Sünde wieder in Harmonie mit Gott und der Natur leben kann, hochgelobt.

Aber war Adam nicht eher ein schwacher, ja fast schon armseliger Mann? Lilith, die erste Frau seines Lebens, ebenbürtig und aus dem gleichen Lehm geformt will er nicht als gleichberechtigt akzeptieren. Oder war er nur nicht in der Lage, sich für sein Weib und gegen das Paradies zu entscheiden? Nachdem Lilith weg ist lässt er sich nur für einen „Apfel“ von Eva hinreißen und fliegt zusammen mit ihr aus dem Garten Eden.

Unterm Strich ist Adam zu schwach, um sich mit einer selbstbewussten Lilith zu arrangieren und zu unentschieden, um sich den Verführungen einer vermeintlich sich unterordnenden Eva zu widersetzen.

Was wäre wohl aus Adam und der Menschheit geworden, wenn Adam so selbstbewusst und entschieden wie Lilith gewesen wäre?

Lilith, das Böse oder komplexe Persönlichkeit?

Lilith wird als erste Frau Adams angesehen und ist eine wichtige Figur in der jüdischen Mythologie. Die genaue Herkunft des Namens Lilith ist nicht bekannt, aber er wird oft mit dem hebräischen Wort „layil“ (Nacht) in Verbindung gebracht. In der Bibel wird Lilith nur einmal erwähnt, in Jesaja 34,14. In diesem Vers wird sie als „Nachtgespenst“ bezeichnet, das zusammen mit Wüstenhunden und Hyänen in den Ruinen von Edom die Nacht verbringt. Daraus wird geschlossen, dass sie selbst böse sein muss, weil sie sich an so einem düsteren und schrecklichen Ort aufhalten und zur Ruhe begeben kann.

Die Gestalt der Lilith ist viel älter und viel breiter – auch in nichtchristlichen – Kulturen vertreten. Beispielsweise wird sie schon 2.000 v.Chr. als geflügelte Göttin beschrieben. Die meisten Geschichten über Lilith stammen aus dem Talmud und anderen jüdischen Schriften. Wie Adam ist sie aus der Erde geformt. Sie wird sie als eine starke und unabhängige Frau dargestellt, die sich weigert sich Adam zu unterwerfen. Als Adam versucht, sie zu dominieren, flieht sie aus dem Garten Eden und wird zu einer Dämonin. So sagt man (oder Mann)?

Lilith wird oft als Symbol für weibliche Sexualität und Macht gesehen. Sie wird auch mit Fruchtbarkeit, Geburt und Tod in Verbindung gebracht. In einigen Geschichten wird sie als Vampirin dargestellt, die Kinder tötet. Manchmal tötet sich auch Frauen, aber in jedem Fall Männer. Aber das ist bestimmt nur eine uralte – vielleicht die erste (?) – Verschwörungstheorie.

In der modernen Zeit ist Lilith oft Gegenstand feministischer Interpretationen. Sie wird als eine Art Heldin gesehen, die sich gegen die Unterdrückung durch Männer wehrt. Dass kann dann auch schon mal so weit gehen, dass sie – überwiegend junge – Männer verführt. Das könnte natürlich auch eine Frauenphantasie sein, vergleichbar deren von den Männern.

Es gibt auch Erzählungen, die davon berichten, dass Lilith und Eva sich begegnet sein sollen und nach anfänglicher Skepsis sogar Freundinnen geworden sein sollen. Das kann ich mir eher nicht vorstellen. In jedem Fall ist Lilith eine komplexe und faszinierende Figur der wir uns hier nähern wollen.

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