
Angeregt durch einen Kommentar einer Leserin, die sich eine Lilith wie auf dem ersten Bild dargestellt, d.h. mit Pudelmütze nicht vorstellen kann, ergänze ich hier ein paar Gedanken zu Lilith. Und natürlich ist Lilith nicht die „Dunkle“ und Eva die „Helle“, sondern beide Personen haben beides in sich.
Beim Aussuchen des ersten Bildes mit einer „Lilith“ wollte ich meinem Gefühl Ausdruck verleihen, das ich beim Nachdenken über den Anfang der Geschichte empfunden hatte: Ich habe ein Bild ausgesucht, das eine Frau von hinten zeigt, wie sie in den Wald geht. Lilith hat den Garten Eden und ihren Adam verlassen. Ob freiwillig, aus eigenem Antrieb – oder aus Not und mit Zwang soll an dieser Stelle erst mal keine Rolle spielen. Darauf komme ich bestimmt in einem extra Post zu sprechen.
An dieser Stelle ist mir wichtig, dass Lilith sich von allem getrennt hat, was sie kannte. Sie hat alles hinter sich gelassen und ist alleine in die Fremde gezogen. Vor ihr lag nur das große Unbekannte. Warum tut sie das? War sie zu stolz, um sich Adam und den von Gott gegebenen Regeln anzupassen? Gab es keine Alternative, keinen Kompromiss?
Wie groß muss ihr Mut oder die Verzweiflung gewesen sein? Und auch sie wird sich eine Leben im Paradies und mit Adam anders oder vielleicht sogar richtig gut vorgestellt haben. Möglicherweise hat sie alles in ihrer Macht stehende dafür getan, dass sie gleichberechtigt im Paradies bleiben darf. Wäre das nicht wahrscheinlich?
Und selbst wenn Lilith die super starke Amazone gewesen sein sollte, als die sie auch dargestellt wird – natürlich ohne Pudelmütze. Sie hat bestimmt gelitten unter der Situation. Vielleicht auch unter der Ungerechtigkeit. Die Schuld ist ja ihr zugeschoben worden. Als Strafe ist sie verunglimpft worden als mordlustige Dämonin.
Aber wenn – wie ich eher vermute – Lilith doch nicht die ganz so starke Frau gewesen ist, um wie viel stärker hat sie dann gelitten? Dabei wollte sie doch nur gleichberechtigt an der Seite ihres Mannes stehen. Und auch die von Gott geschickten Engel können sie nicht umstimmen. Und so kommt die unvermeidbare Trennung.
Aus heutiger Sicht ist die ganze Geschichte natürlich aus vielen Gründen kritisch zu sehen. Überdeutlich werden hier ein von Männern dominiertes Weltbild und patriarchalische Macht Strukturen befördert. Als Alternative stellen wir uns mal vor, die Engel hätten dafür gesorgt, dass sich Lilith und Adam an einen Tisch gesetzt hätten und erst wieder davon hätten aufstehen dürfen, wenn ein Kompromiss gefunden worden wäre.